Glaubenssätze und deren prägende Wirkung
In unseren Standortbestimmungen oder Laufbahnberatungen fragen wir unsere Klienten manchmal zu Beginn, wie ihr Leben aussehen würde, wenn sie einfach absolut frei alles nochmal neugestalten könnten. Eine grosse Frage, die einfach so in den Raum gestellt wird. Es ist immer wieder faszinierend was dann passiert: zuerst schauen uns die Klienten jeweils verunsichert an und nennen zurückhaltend einige wichtige Elemente eines solchen Lebens. Dann beginnen die Augen plötzlich zu strahlen, das Gesicht entspannt sich und ein Lächeln breitet sich über das gesamte Gesicht aus. Zur Sicherheit wird nochmals nachgefragt «darf ich wirklich alles nennen was ich mir wünsche?» und dann sprudelt es nur so von wunderbaren Ideen. Denn plötzlich sind sie wieder greifbar da: die Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse, die für unsere Klienten einen tollen Lebensentwurf ausmachen.
Ganz langsam schleicht sich dann jedoch nach einer Weile bei vielen etwas an, lässt das Gesicht wieder ernst werden und das Strahlen in den Augen verblassen. «Das kann man doch nicht einfach so machen» oder «dafür bin ich zu alt» heisst es dann, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wumm. Mit voller Wucht trifft sie dieses Etwas.
Die ganze Inspiration weg! Genau das ist es, was das aus dem Rückhalt anschleichende Etwas – auch Glaubenssätze genannt – mit uns macht. Glaubenssätze prägen nämlich nicht nur unser Verhalten, sondern auch unsere Entscheidungen.
Negative Glaubenssätze wie «das darf ich nicht», «das werde ich nie lernen», «ich bin es nicht wert» oder «ich kann das eh nicht», blockieren uns oftmals und verunmöglichen die Entwicklung und freie Gestaltung von positiven Lebensentwürfen, eigenen Lebensvisionen und Bedürfnissen.
Glaubenssätze und Überzeugungssysteme bestehen aus persönlichen Werten und Kriterien. Aber auch aus Motivationen, wie und warum wir welche Entscheidungen oder Verhaltensweisen wählen. Sie sind also schlichtweg eine Verallgemeinerung über:
- Zusammenhänge («das liegt bei uns in der Familie»)
- Bedeutungen («wer nicht arbeitet ist faul») oder Grenzen («das ist unmöglich»)
Wie Glaubenssätze entstehen
Insbesondere früh in unserem Leben, in unserer Kindheit und in der Interaktion mit unseren nächsten Bezugspersonen, Eltern oder Geschwistern, werden unsere Glaubenssätze und unser Verständnis was «wahr» und was «falsch» ist gebildet. Dabei werden Aussagen von unserem Umfeld wie «du bist so ungeschickt» von unserem Kind-Ich oftmals unreflektiert ins Erwachsene-Ich übernommen. Durch Millionen täglicher Interaktionen werden dadurch seit Kindheit unsere Denk- und Verhaltensmuster geformt und konditioniert.
Gerade in unserer komplexen Welt, mit all den vielen Informationen, die wir täglich verarbeiten müssen, helfen uns unsere Glaubenssätze und Überzeugungen aber auch diese Informationen zu bewerten, strukturieren und einzuordnen
Wie Glaubenssätze wirken
Glaubenssätze können eine unglaublich positive Wirkung entfalten. So zeigen beispielsweise Untersuchungen, dass bei genesenen Krebserkrankten nicht eine spezifische Art der Therapie ausschlaggebend für den Heilungserfolg war, sondern der Glaube und die Überzeugung, die Krankheit zu überstehen. Glaubenssätze können uns also auch stärken und durch schwierige Zeiten hindurch unterstützen.
Sie werden aber vor allem dann für uns problematisch, wenn sie uns zurückhalten. Wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen zu treffen, Veränderungen zu initiieren. Oder sie prägen unser Verhalten so sehr, dass sie uns blockieren und wir Dinge nicht tun, die wir gerne tun möchten.
Wie wir Glaubenssätze verändern können
Glaubenssätze können mit Hilfe von fünf Schritten positiv umformuliert werden:
1. Erkennen: Erinnern Sie sich an konkrete Situationen, die Ihnen immer wieder passieren oder die sehr hohe emotionale Reaktionen bei Ihnen auslösen.
2. Aufschreiben: Führen Sie sich diese Glaubenssätze bewusst vor Augen indem Sie sie schriftlich notieren. Erstellen Sie eine Liste der eigenen negativen Denkmuster und Überzeugungen, lesen Sie sich diese laut vor und lassen Sie die Emotionen zu, die die einzelnen Glaubenssätze auslösen.
3. Hinterfragen: Hinterfragen Sie nun jeden der notierten Glaubenssätze mit folgenden Fragen:
- Ist dieser Satz zu 100% wahr? Gilt dieser Satz immer und in jeder Situation?
- Wie wäre Ihr Leben ohne diesen Glaubenssatz?
- Gibt es Gegenargumente zu diesem Satz?
4. Transformieren: Nehmen Sie ein neues Blatt Papier und gehen Sie nun jeden einzelnen negativen Glaubenssatz nochmals durch und ändern diesen in eine positive Formulierung, welche Sie auf das neue Blatt Papier schreiben. Achten Sie darauf, dass diese zu Ihnen passt, positiv formuliert ist und keine Füllwörter wie «eigentlich», «vielleicht» etc. enthalten. Auch sollte der positive Glaubenssatz in der Gegenwart spielen («Ich bin..» nicht «ich werde..»). Formulieren Sie den neuen Satz so, dass Sie ihn wirklich glauben.
5. Verankern:
- Suchen Sie aktiv nach Beweisen und eigenen Erfahrungen für die neuen Glaubenssätze.
- Versuchen Sie die neuen Glaubenssätze so oft wie möglich zu wiederholen und machen Sie sie sichtbar (bspw. Post-It an Badzimmerschrank). Lesen Sie Ihre neuen Glaubenssätze für ca. 2 Monate mind. morgens und abends einmal durch. Nach und nach verinnerlicht ihr Gedächtnis und Unterbewusstsein so diese neuen Glaubenssätze.
Glaubenssätze bestimmen, wieso Sie in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art und Weise reagieren oder handeln. Darum lohnt es sich immer mal wieder, Ihre eigenen Glaubenssätze kritisch zu prüfen, hinterfragen und allenfalls zu verändern. So lernen Sie was neu «wahr» ist und Ihre Vorstellungen, Wertehaltungen und Überzeugungen bewusst selbst zu gestalten – einer der wichtigsten Schritte in ein selbstbestimmtes Leben.
“Alles was wir sind ist das Resultat dessen, was wir gedacht haben.”
(Siddhartha Gautama Buddha)
In diesem Sinne: Glauben Sie nicht alles was Sie glauben, sondern gestalten Sie aktiv was Ihre Glaubenssätze bei Ihnen bewirken sollen und können. Nutzen Sie die Energie positiver Glaubenssätze!
Möchten Sie aktiv Ihre Glaubenssätze kennen- und transformieren lernen? Wir unterstützen Sie gerne dabei!